
Falco gilt als eines der größten Genies in der Geschichte der deutschsprachigen Popmusik. Sein „Rock Me Amadeus“ ist bis heute das einzige deutsche Lied, das sowohl die Spitze der amerikanischen als auch der britischen Charts eroberte. Vor 20 Jahren setzte ein Autounfall dem turbulenten Leben des Popstars Falco alias Johann „Hans“ Hölzel ein jähes Ende. Wie Jim Morrison hatte auch Falco etwas Geheimnisvolles und Selbstzerstörerisches. Wie exzentrisch der Sänger wirklich war und was man von „Falco - Das Musical" erwarten kann, erzählt Falcos ehemaliger Manager Horst Bork im Interview.
SZENE: Horst, träumst du in manchen Nächten noch von Falco?
HORST: Nein, eigentlich nicht. Ich bin mit einem heilsamen Schlaf gesegnet und habe keine Albträume. Darum träume ich auch bis heute nicht von ihm, mag da noch so viel passieren. Ich habe meistens sehr angenehme Erinnerungen an die Zeit, die wir zusammen verbracht haben.
SZENE: Falco ließ einen Sechs-Millionen-Dollar-Deal mit Virgin Records-Gründer Richard Branson platzen und verweigerte sich einem geplanten Duett mit Madonna. Welche Vorstellungen hatte er von seiner Karriere?
HORST: Er hatte sicher auch Vorstellungen von seiner Karriere, die sich mit meinen nicht gedeckt haben. Manager denken anders als die Künstler, mit denen sie arbeiten. Wir sind mehr aufs Geschäft fixiert, während die Künstler mehr den kreativen Aspekt sehen. Da gibt es natürlich immer deutliche Diskrepanzen. Das klingt jetzt so, als hätte ich über seinen Kopf hinweg entschieden, aber wir haben immer versucht, die elementaren Dinge der Zusammenarbeit zu diskutieren. Falco war stets offen für vernünftige Argumente.
SZENE: War Falco für dich ein schwieriger Künstler?
HORST: Das kann man mit ja und nein beantworten, weil jeder Manager eine andere Einschätzung hat, was das Wort „schwierig“ bedeutet. Falco war nicht schwierig, er war sehr professionell, wenn es um seine Karriere ging. Da wusste er genau, was er wollte und hat auch alles dafür getan, es umzusetzen. Schwierig war er nur bei Details.
SZENE: Wie sehr hast du versucht, ihn zu ergründen?
HORST: Man versucht bei jedem Menschen, mit dem man über lange Jahre privat oder geschäftlich zu tun hat, hinter die Fassade zu gucken. Mir ist das bei Falco weitestgehend gelungen, aber es gab auch Bereiche, die mir verborgen blieben. Zum Beispiel sein Privatleben. Warum er Dinge so und nicht anders gemacht hat. Ich habe oft den Kopf geschüttelt und gedacht: „Das verstehe ich nicht.“
SZENE: Was war für dich der bewegendste Moment mit Falco?
HORST: Wir hatten viele bewegende Momente, wenn wir zum Beispiel ein gemeinsames Ziel erreicht hatten. Aber der bewegendste Moment war vielleicht in unserem gemeinsamen Arbeitsurlaub in Italien. Wir haben uns dort jeden Tag zwei, drei Stunden lang darüber unterhalten, was man tun sollte. Am dritten Tag beschwerte ich mich bei ihm, dass bei meinem Frühstück immer irgendetwas fehlte. Ich bekam nie das, was ich bestellt hatte. Und am letzten Tag hat er mir dann selbst das Frühstück gebracht, und da war wirklich alles drauf. Er sagte zu mir: „Heute ist das Frühstück tutto completo“. Falco konnte ein sehr herzlicher und liebenswürdiger Mensch sein. Das war ein ganz bewegender Moment.
SZENE: Falco hatte aber auch einen selbstzerstörerischen Anteil, den er nicht kontrollieren konnte. War das seine Art, mit dem Druck umzugehen?
HORST: Ich glaube, dass aus dem Druck, der sich da aufgebaut hat, große Selbstzweifel heraus gewachsen sind. Dem Druck konnte er nur schwer standhalten. Als dann bei Falco die ganz großen Erfolge ausblieben, hat ihn das unwahrscheinlich getroffen. Für die Medien war eine Nummer 9 in Amerika schon eine Niederlage.
SZENE: Einmal rauschte er mit seinem Peugeot 205 durch die Glasschiebetür eines bekannten Wiener Hotels und blieb kurz vor der Bar stehen. Oder er zerschlug all seine Gold- und Platinplatten. An welche Katastrophe erinnerst du dich besonders gut?
HORST: Da gab es einige. Ich weiß nicht, wie sinnvoll es ist, im Nachhinein die Katastrophen zu quantifizieren. Am spektakulärsten war, als er in Tokio im Hotel die Sprinkleranlage ausgelöst hat, weil er ein brennendes Stück Papier unter die Tür geschoben hat. Das war sicher das beeindruckendste Erlebnis und leider auch das kostspieligste.
SZENE: War dein Künstler gegen solche Katastrophen versichert?
HORST: Nein, das musste aus der eigenen Tasche bezahlt werden. Das hat ihn gar nicht weiter beeindruckt. Er war sich dessen bewusst und hat auch gar nicht groß rumdiskutiert. Er ärgerte sich sogar über sein Verhalten und bemühte sich, dass so etwas nicht mehr vorkam. Es gibt mit populären Künstlern immer Erlebnisse, die nicht so angenehm sind. Das ist Teil des Geschäfts als Manager.
SZENE: Wie hat sich Falcos Plattenfirma verhalten?
HORST: Er hat ja mehrere Plattenfirmen gehabt. Er wurde von seinen Plattenfirmen genauso behandelt wie jeder andere Künstler auch: Wenn man erfolgreich ist, wird einem der rote Teppich ausgerollt. Wenn nicht, gibt es keine Teppiche, sondern Gespräche darüber, den Vertrag aufzulösen oder die Konditionen zu ändern. Das ist ganz normal in unserem Geschäft.
SZENE: Wie bewertest du heute, 20 Jahre nach seinem Tod, Falcos Einfluss auf die deutschsprachige Musik?
HORST: Darüber könnte man jetzt eine mehrseitige Abhandlung verfassen, ich versuche es in einigen Sätzen: Falco war nie Bestandteil der damals populären „Deutschen Welle“, dieser hat er sich nie zugehörig gefühlt. Er hatte vom ersten Moment an die Absicht, auch außerhalb der deutschsprachigen Grenzen erfolgreich zu sein. Und sein Beispiel, neue Wege zu gehen und alle musikalischen Konventionen außer Acht zu lassen, hat sicher eine Generation von Musikern beeinflusst. Er hat mit unverschämter Selbstverständlichkeit seinen Weg gesucht und gefunden.
SZENE: Als deutschsprachiger Sänger peilte er von Anfang an eine Weltkarriere an. Muss man im Musikgeschäft ein bisschen größenwahnsinnig sein, um vorwärts zu kommen?
HORST: Größenwahn ist sicher nicht sehr hilfreich dabei, aber eine Portion Mut bis hin zum Übermut gehört unbedingt dazu. Aber auch eine übergroße Portion Übermut ist ohne die richtigen Titel zur rechten Zeit ohne Wirkung. Erfolg in Falcos Dimensionen funktioniert nur, wenn alle Parameter im entscheidenden Moment deckungsgleich sind. Dann kann etwas Großartiges passieren.
SZENE: Worauf hast du bei der Zusammenarbeit mit Falco besonderen Wert gelegt?
HORST: Als Künstler wird man unter anderem am Erfolg gemessen. Der Künstler erwartet auch, dass man als Manager den Erfolg nicht verwaltet, sondern weiterführt. Falco hat keinen Hehl daraus gemacht, dass sein Hauptaugenmerk auf den Einnahmen lag. Was ja nichts Negatives für einen Künstler ist.
SZENE: Nur ein toter Star bewegt die Menschheit noch mehr als ein lebender, siehe Michael Jackson. Gibt es Parallelen zwischen ihm und Falco?
HORST: Es ist in der Branche ein offenes Geheimnis, dass Künstler nach ihrem Tod sehr gut verkaufen. Zwischen Michael Jackson und Falco gibt es jedoch einen kleinen Unterschied: Falco hatte zum Zeitpunkt seines Todes bereits eine neue Platte eingespielt. Die wäre sowieso veröffentlicht worden. Durch seinen Tod bekam sie bloß einen anderen Twist. Plattenfirmen sind keine karitativen Einrichtungen. Warum sollten sie nicht die Früchte ihrer Investitionen ernten?
SZENE: Es gab bereits das Musical „Falco Meets Amadeus“ und „F@lco. A Cyber Show“. Was hat „Falco - Das Musical“ dem Mythos Falco noch hinzuzufügen?
HORST: „Falco - Das Musical“ ist die erste echte Musical-Biographie, die sich dem musikalischen Werdegang des Popstars Falco und dem Menschen hinter den Kulissen nähert. Natürlich soll das Musical in erster Linie unterhalten und den Star Falco mit seinen markantesten Hits rühmen. Auf der anderen Seite gibt es die Schattenseiten in Falcos Leben, die man nicht verschweigen kann und auch nicht verschweigen sollte. „Falco - Das Musical“ gibt Einblicke in die Gefühlswelt von Hans Hölzel und setzt dennoch oder gerade damit dem Weltstar Falco ein würdiges Denkmal. Dabei geht es schrill, bildgewaltig und ein wenig verrückt zur Sache.
Interview: Olaf Neumann
SO | 06.05. | 19 UHR | STADTHALLE
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